FemVisions Award 2025 an Leni Breymaier – „Freier Eintritt für Freier? Politische Funkstille trotz EU-Auftrag“


Veranstaltung von TERRE DES FEMMES Österreich an den Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus, Wien – 23. Oktober 2025

Programm und Rahmen

Am 23. Oktober 2025 verlieh TERRE DES FEMMES Österreich in feierlichem Rahmen den FemVisions Award 2025 an die ehemalige deutsche Bundestagsabgeordnete und Feministin Leni Breymaier.
 Die Veranstaltung unter dem Titel „Freier Eintritt für Freier? Politische Funkstille trotz EU-Auftrag“ fand an den Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus in Wien statt – einer Schule mit langer Tradition in Gleichstellung, Zivilcourage und politischer Bildung.
Etwa fünfzig Gäste, Frauen und Männer aus Wissenschaft, Medien, Wirtschaft sowie Schüler:innen und Lehrkräfte sowie Vertreter:innen befreundeter Organisationen – nahmen teil.


Moderation: Marlies Ettl, stv. Vorsitzende von TERRE DES FEMMES Österreich


Grußwort: Direktorin Ulrike Zwinger


Vortrag und Talk mit Leni Breymaier von Viktoria Kriehebauer, Gründungsmitglied TDFÖ 


Beitrag: Silvia Reckermann (AGGB Bayern)


Laudatio: Susanne Riegler


Fotos: Noah Gross (auf INSTAGRAM und LINKEDIN)

Ein Film-Mitschnitt der Veranstaltung wird demnächst auf der Website von TERRE DES FEMMES Österreich veröffentlicht (Aufnahme und Schnitt: Susanne Riegler).

Eröffnung und Moderation – Marlies Ettl

In ihrer Eröffnung erinnerte Marlies Ettl daran, dass Prostitution in Österreich nicht öffentlich diskutiert wird – und dass das Schweigen der Politik sichtbar bleibt, „denn keiner der Eingeladenen aus dem politischen Verantwortungsbereich ist heute hier“.
Sie beschrieb die österreichische Realität: Bordelle als scheinbar „saubere Arbeitsplätze“, Betreiber als „seriöse Unternehmer“, Polizei, die nicht schützt – und gleichzeitig ein System, das Frauen kontrolliert und Männer schützt.
Ettl betonte: „Wir brauchen endlich eine politische Stimme für das Nordische Modell auch in Österreich.“
Sie würdigte den Mut der Hertha Firnberg Schulen, ein solch unbequemes Thema auf die Bühne zu bringen, und leitete über zum Grußwort der Direktorin.

Grußwort – Direktorin Ulrike Zwinger

Direktorin Ulrike Zwinger stellte die Veranstaltung in den Kontext der Schulkultur:
„Unsere Schule steht seit Jahrzehnten für Gleichstellung, Diversität und die Fähigkeit, gesellschaftliche Themen kritisch zu reflektieren. Wir trauen unseren SchülerInnen zu, sich mit schwierigen Fragen auseinanderzusetzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Die Hertha Firnberg Schulen stehen für eine exzellente Wirtschaftsbildung – und dazu gehört auch, dass tabuisierte oder kontroverse Themen faktenorientiert im Unterricht behandelt werden.“
Zwinger dankte ihren beiden Vorgängerinnen Viktoria Kriehebauer (Schulgründerin) und Marlies Ettl für deren Engagement, die Schule zu einem Ort offener Debatten, internationaler Vernetzung und gelebter Gleichstellung gemacht zu haben.
Sie würdigte die Kooperation mit TERRE DES FEMMES Österreich als „gelebte Demokratiebildung und Beispiel für gesellschaftliche Verantwortung in der Bildung“.

Vortrag – Viktoria Kriehebauer: „Warum wir für das Nordische Modell werben“

In einem eindrucksvollen Referat erklärte Viktoria Kriehebauer, Gründungsmitglied von TERRE DES FEMMES Österreich, warum Prostitution kein „Frauenthema“, sondern ein „Männerproblem“ sei – verursacht durch Nachfrage, Menschenhandel und organisierte Kriminalität.
Sie führte aus, dass das Nordische Modell, 1999 in Schweden eingeführt, an der Wurzel des Problems ansetzt: Bestraft wird der Kauf von Sex, nicht der Verkauf. Frauen werden nicht kriminalisiert, sondern unterstützt.
Ihr Fazit:
„Sex ist kein Menschenrecht. Das Nordische Modell schützt Frauen, reduziert Nachfrage und verändert gesellschaftliche Normen. Es ist höchste Zeit, auch in Österreich umzudenken.“

Talk mit Leni Breymaier

Im Gespräch mit Viktoria Kriehebauer sprach Leni Breymaier über ihre langjährige Arbeit für Frauenrechte, ihre Erfahrungen in der SPD und ihre politische Überzeugung, dass „Prostitution kein Beruf ist, sondern eine Form der Gewalt“.
Sie schilderte die Widerstände in Deutschland gegen das Nordische Modell, verwies aber auf wachsendes Umdenken – auch innerhalb ihrer Partei.
Auf die Frage, was Österreich tun könne, antwortete Breymaier:
„Schweigen ist Zustimmung. Wer Menschenwürde ernst nimmt, muss den Sexkauf als Unrecht benennen – klar, mutig und öffentlich.“

Beitrag – Silvia Reckermann, AGGB Bayern

Silvia Reckermann von der ArbeitsGruppe Gleichstellung Bayern (AGGB) unterstrich in ihrem kurzen Beitrag die Bedeutung einer solidarischen, grenzüberschreitenden feministischen Zusammenarbeit.
In einer allegorischen Erzählung über ein Schiff, das in unruhiger See den Kurs verliert, verdeutlichte sie, wie wichtig klare Werte, gemeinsames Handeln und weibliche Führung sind, um auf Kurs zu bleiben.
Ihr Bild erinnerte daran, dass feministische Bewegungen nur dann standhalten, wenn sie Mut, Kompetenz und Zusammenhalt über nationale und ideologische Grenzen hinweg bewahren.

Laudatio – Susanne Riegler

In einer humorvollen und zugleich tief bewegenden Laudatio zeichnete Susanne Riegler das politische Leben von Leni Breymaier nach – von der Verkäuferinnenlehre über ihre Gewerkschaftsarbeit bis zur Bundestagsabgeordneten.
Riegler würdigte Breymaiers jahrzehntelanges Engagement für Arbeitnehmerinnen, für Frauen in der Prostitution, für Gewaltbetroffene und für eine Politik, die Solidarität lebt statt sie zu beschwören.
Die Preisträgerin zeigte sich von der Laudatio sichtlich bewegt. „Da hat sich jemand wirklich für mich interessiert“, sagte sie dankbar – berührt von der Sorgfalt und Tiefe der Worte, der stilvollen Trophäe und der professionellen Gestaltung der Veranstaltung, der die Würde des Moments unterstrich.
„Der FemVisions Award ehrt Frauen, die in der Öffentlichkeit für feministische Ziele einstehen. Ich bin stolz, dazuzugehören.“

Abschluss und Ausblick

Mit der Verleihung des FemVisions Award 2025 würdigte TERRE DES FEMMES Österreich eine Politikerin, die zu den klarsten Stimmen gegen den Verkauf weiblicher Körper in Europa gehört.
Die Veranstaltung zeigte, wie fruchtbar Kooperation zwischen Zivilgesellschaft, Schule und Politik sein kann, wenn sie auf Mut, Bildung und klare Haltung setzt.

Ein besonderer Dank gilt den Hertha Firnberg Schulen für die Gastfreundschaft und Offenheit – und allen Mitwirkenden, die diesen Abend zu einem starken feministischen Signal machten.
(Der vollständige Film-Mitschnitt wird hier in Kürze veröffentlicht – Kamera und Schnitt: Susanne Riegler.