Prostitution und Frauenhandel
Prostitution ist frauenverachtend – Prostitution ist menschenverachtend!
- Prostitution ist eine der am längsten tradierten Formen sexueller Ausbeutung von Mädchen und Frauen im Patriarchat und ist damit Ausdruck eines grundlegenden Machtungleichgewichts zwischen den Geschlechtern.
- Prostitution reduziert Sexualität jedoch zur Ware und verfestigt Geschlechterhierarchien.
- Prostitution suggeriert eine permanente sexuelle Verfügbarkeit der Frau und eine grundlegende Triebgesteuertheit des Mannes. Entgegen der häufigen Behauptung schützt Prostitution niemanden vor sexualisierter Gewalt.
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Prostitution bringt immer Frauenhandel mit sich
Prostitution und Frauenhandel hängt immer zusammen. Zu leicht kann an ihrer Misere mitverdient werden. Zu leicht können sie unter Druck gesetzt werden.
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Der Kampf gegen Frauenhandel ist ein wichtiges frauenpolitisches Thema für Terre des Femmes Österreich. Nach der EU-Osterweiterung stieg die Anzahl von Prostituierten in Österreich um das 5-fache an. Plötzlich konnten Frauen aus den ärmsten Regionen in Rumänien und Ungarn legal nach Österreich gebracht werden, um hier mit Prostitution Geld zu verdienen. Seit 2015 steigt die Anzahl von chinesischen Frauen in der Prostitution rasant. Sie werden durch internationale kriminelle Organisationen nach Europa verschleppt und auf der Grundlage eines Schuldknechtschaftsystems ausgebeutet.
Aber Prostitution betrifft nicht nur Migrantinnen – reale Zahlen sind schwer zu erheben, aber die Meldestelle für Prostitutionsangelegenheiten geht davon aus, dass zwischen 1,6 und 2% der Prostituierten ÖsterreicherInnen sind. Die Betroffenen verlieren durch die aufgezwungenen Arbeits- und Lebensbedingungen, die oft von extremer Gewalt geprägt sind, jede Möglichkeit, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Frauenhandel ist moderne Sklaverei und eine schwere Menschenrechtsverletzung!
Die Sexkäufer sind das Problem
Die “selbstbestimmte Prostituierte” wird oft dem Menschenhandel-Opfer gegenüber gestellt. Würden Prostituierte ausschließlich auf eigene Rechnung arbeiten und nur Kunden akzeptieren, die ihnen angenehm sind, wäre Prostitution ein Job wie jeder andere. Doch nicht nur ZuhälterInnen oder organisierte Menschenhändler-Ringe sind das Problem und es würde nicht ausreichen, diese aus dem System Prostitution zu drängen: Die Kunden stellen den größten Ausbeutungsfaktor dar.
Die Kunden zahlen dafür, dass die Frauen nicht Nein zum Sexualverkehr sagen und sie zahlen dafür, dass der Sexualverkehr ausschließlich nach ihren Vorstellungen praktiziert wird und sie keine Rücksicht auf die Wünsche oder Abneigungen der bezahlten Sexualpartnerin nehmen müssen. Für die Sexkäufer spielt es keine größere Rolle, wie es der Frau dabei geht. Viele setzen voraus, dass es einer Prostituierten nichts ausmacht, täglich mit mehreren, beliebigen Männern Sex zu haben und sie haben nicht das Bedürfnis sich zu versichern, dass dem wirklich so ist. Andere wissen, dass die Frauen den Sex nicht genießen, aber erwarten sich für das bezahlte Geld, dass sie glaubwürdig vorspielen, erregt zu sein. Gelingt das der Frau nicht, wird sie in Foren negativ bewertet. Wieder andere finden gerade den Gedanken erregend, dass der Frau der Sexualakt unangenehm ist.
TERRE DES FEMMES setzt sich auch für eine Welt ohne Prostitution ein. Wie viele Frauen sich in Österreich prostituieren, weiß niemand. In Wien dürften nach Schätzungen der Polizei um die 1800 Frauen täglich Sex verkaufen. Doch die Nachfrage nach käuflichem Sex macht Prostitution und das Sexgewerbe zu einem florierenden Geschäft: es werden Milliarden Euro Umsatz gemacht. Hier setzt das von TERRE DES FEMMES geforderte Sexkaufverbot im Sinne des Nordischen Modells an.
Es kriminalisiert die Sexkäufer, und entkriminalisiert die Prostituierten. Es gibt Prostituierten Angebote für Ausstiegshilfen. Und es bietet Aufklärung, dass die Liberalisierung der sogenannten „Sex-Arbeit“ nicht das hält, was sie verspricht.
Denn sie führt weder dazu, dass Prostituierte nun in sichereren Arbeitsbedingungen selbstbestimmt ihrer Tätigkeit nachgehen können, noch, dass durch eine Entstigmatisierung Schutzverordnungen, wie z. B. die Kondompflicht, ausnahmslos umgesetzt werden.
Solange es Prostitution gibt, ist die Gleichberechtigung der Frauen eine Illusion!
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DAS NORDISCHE MODELL
Auf der Plattform “StoppSexkauf.at“ kannst du alles über Prostitution und dem nordischem Modell nachlesen. Terre des Femmes Österreich teilt mit “Stopp Sexkauf” den nachfolgenden Text und die Positionen.
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Ursprünglich Schwedisches Modell – ist ein erstmals in Schweden umgesetztes Konzept für eine Prostitutionspolitik, die den Sexkauf unter Strafe stellt. Beim Nordischen Modell geht der Rechtsstaat zum einen davon aus, dass Prostitution nie ganz freiwillig ist, sondern Prostituierte ihren Körper aus einer wie auch immer gelagerten Zwangslage (ökonomisch, sozial….) anbieten, und zum anderen, dass so lange ein Mensch den Körper eines anderen kaufen bzw. benützen kann, es keine Geschlechtergleichheit und keine gewaltfreie Gesellschaft geben kann. Der Staat stellt klar, dass das System Prostitution schädlich für die gesamte Gesellschaft ist und deshalb stigmatisiert werden muss.
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Die zwei zentralen Ziele des Nordischen Modells:
- Die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern fördern.
- Den Menschenhandel eindämmen.
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Die wichtigsten Säulen des Nordischen Modells:
- Ein Sexkaufverbot, das nicht die Prostituierten unter Strafe stellt, sondern jene, die das sexistische System Prostitution aufrechterhalten – die Sexkäufer/Freier.
- Verbot jeglichen Profits Dritter aus der Prostitution und die Zerschlagung aller Strukturen von Organisierter Kriminalität, die zu Zwangsprostitution und Menschenhandel führen.
- Umfassende sozial-, gesundheits- und berufspolitische Unterstützungsmaßnahmen, wie etwa Ausstiegshilfen für Prostituierte in Form von beruflichen Schulungen und Bildungsangeboten. Damit sollen den Frauen alternative Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Prostitution eröffnet werden.
- Bildungsprogramme an Schulen, die Geschlechtergleichstellung und ein positives, respektvolles Bild von Sexualität zum Inhalt haben.
Chronologischer Überblick – Länder
CHRONOLOGISCHER ÜBERBLICK – WEITERLESEN ….
1998 Schweden verabschiedet mit „Kvinnofrid“ (Frauenfrieden) ein Gesetzespaket zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Die Misshandlung und Vergewaltigung sowie die sexuelle Belästigung von Frauen ist ebenso Inhalt dieses Gesetzespakets wie das Verbot des Erwerbs sexueller Dienstleistungen. Begleitet wird „Frauenfrieden“ von breit angelegter öffentlicher Aufklärung und einer Intensivierung der Sexualerziehung (u.a. auch Auswirkungen von Pornografie-Konsum). Schweden wird zum Vorreiter in der Reduktion von Prostitution.
2006 Finnland plant ein Sexkaufverbot der Prostitution nach Schwedischem Vorbild, letztlich wird jedoch nur ein modifiziertes Gesetz erlassen (Freier machen sich strafbar, wenn sie Sex mit Frauen haben, die einen Zuhälter haben oder Opfer von Menschenhandel sind).
2008 schließt sich Norwegen dem Schwedischen Modell an.
2009 folgt Island und das Schwedische wird zum Nordischen Modell.
2014 Im Februar 2014 nimmt das Europäische Parlament eine Resolution an, in der die EU-Staaten aufgefordert werden, die Nachfrage nach Prostitution einzudämmen, indem sie die Freier bestrafen und nicht die Prostituierten. Die Abgeordneten betonen, dass nicht nur Zwangsprostitution, sondern auch freiwillige sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung die Menschenrechte und die Würde des Menschen verletzen. „Statt der Legalisierung, die in den Niederlanden und Deutschland zu einem Desaster geführt hat, brauchen wir einen nuancierten Ansatz, der die Männer bestraft, die die Körper der Frauen als Gebrauchsgegenstand behandeln, ohne dabei diejenigen zu bestrafen, die in die Sexarbeit abgeglitten sind“, so Abgeordnete Mary Honeyball, die die Resolution entworfen hat. Die Resolution ist nicht bindend.
2014 hat Kanada unter dem Gesetz Protection of Communities and Exploited Persons Act (PCEPA) Unterstützungsmaßnahmen (finanzielles Volumen: 20 Millionen Dollar) für Prostituierte und deren Entkriminalisierung nach dem Vorbild des Nordischen Modells eingeführt. Zur Rechenschaft gezogen werden die Freier, Zuhälter, Betreiber von Prostitutionslokalen und all jene, die an der sexuellen Ausbeutung von Frauen verdienen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass das Nordische Modell in der Gesellschaft eine große Akzeptanz genießt: die Zahl jener die für das Gesetz sind, ist 5 Mal so hoch wie Zahl derer, die es ablehnen.
2015 Nordirland verbietet als erstes Land der UK den Kauf sexueller Dienstleistungen. Geregelt wird das Gesetz im Human Trafficking and Exploitation Act und lehnt sich ebenfalls an das von Schweden entwickelt Nordische Modell an.
2016 Frankreich: Im Herbst verabschiedet die französische Nationalversammlung ein Gesetz zur “Bekämpfung des Prostitutionssystems”. Dem ging ein langes Hin- und Her zwischen Nationalversammlung und Senat voraus. Letzterer wollte eine Kernstück des Nordischen Systems, nämlich die Freier-Kriminalisierung wieder aus dem Gesetz streichen. Schlußendlich aber setzte sich dann doch im April 2016 die französische Nationalversammlung durch und stimmte für ein neues Prostitutionsgesetz nach dem Vorbild des Nordischen Modells.
2017 Irland: Am 22. Februar 2017 bestätigte das irische Oberhaus die Sexual Offences Bill. Bereits vorher hatte die Abstimmung im irischen Unterhaus eine klare Mehrheit offenbart: 94 von 103 Abgeordneten, von der Labour bis zur Sinn Féin, hatten für das neue Gesetz gestimmt. Nur die kleine Partei der Grünen und einige andere Abgeordnete votierten dagegen oder enthielten sich der Stimme.
2020 Israel ist das weltweit achte Land, das das Nordische Modell eingeführt hat!